Aktion Mensch - Inklusion sollen die anderen machen
Die Aktion Mensch hat zweifellos ihre Verdienste: Sie ist die größte Förderorganisation für Behinderte in Deutschland und hat den Begriff Inklusion so geprägt wie keine andere. Dennoch hat sie ihre Aktion-Sorgenkind-Attitüde nie richtig abgelegt. Es ist alles Kosmetik nach außen. Im Inneren ist sie in den 80ern stecken geblieben.
Das ist vielleicht nicht so überraschend für eine Organisation, deren Durchschnittsalter in den unteren 50ern liegt. Woher sollen da die Impulse für einen Wandel kommen? Den Wandel wird es nicht geben, wer sollte ihn auch herbeiführen? Der designierte Kronprinz ganz sicher nicht.
Die Aktion Mensch hat eine Geschäftsführung, die blütenweiß, alt und nicht-behindert ist. Das ist so divers wie der Knaben-Chor aus Buxtehude, einer ist aschblond, der andere dunkelblond und einer hat grüne Augen, diverser gehts nicht.
Das macht aber auch nichts, die Aktion Mensch hat ja keine öffentlich auffindbare Diversitätsstrategie. Das braucht man nicht, man ist ja eine NGO und setzt sich für Behinderte ein, so der interne Tenor. Der Rest der Belegschaft ist ebenfalls blütenweiß. Wie man bei Kununu lesen kann, werden Kollegen mit Migrationshintergrund nicht gegrüßt. Offenbar ist es der Aktion Mensch nicht peinlich, dass mittlerweile jedes KMU diverser aufgestellt ist als sie.
Aus dem gleichen Grund braucht man auch keinen Aktionsplan zur Inklusion. Die Aktion Mensch ist sozusagen ein einziger Aktionsplan an sich.
Angeblich sollen 15 Prozent der Mitarbeitenden der Aktion Mensch behindert sein. So richtig kann das keiner glauben, denn die Behinderten sind öffentlich kaum sichtbar, außer vielleicht auf ein paar Image-Geschichten. Die aktuelle Barrierefreiheits-Kampagne wird von Frau Marx präsentiert, man hat wohl keinen Behinderten gefunden, der über Barrierefreiheit reden kann. Inwiefern Marx das Thema überhaupt glaubwürdig vertreten kann, ist eine offene Frage. Schließlich ist sie mitverantwortlich für den traurigen Zustand des einstmals hochrespektierten einfach-fuer-alle.de, welches seit zig Jahren nicht mehr gepflegt wurde und nunmehr vollkommen veraltet ist. Digitale Barrierefreiheit ist für die Aktion Mensch ein Schön-Wetter-Thema, welches man ab und zu für Kampagnen ausgräbt und ansonsten vor sich hinschnarchen lässt.
Überhaupt waren die letzten Inklusionskampagnen ein besseres Schlafmittel: Man scheint Ideen und Motive aus den 2010er Jahren ausgegraben zu haben. Dem Vernehmen nach waren sie auch von der Wirkung her Rohrkreperier. Das ist nicht überraschend: Die Träger sind die Wohlfahrtsverbände Caritas et al, die ebenso verschalfen sind. Wann hat man noch mal irgendwas Sozialpolitisches von der Caritas gehört?
Auch intern scheint der Frieden im Argen zu liegen: So wurde eine langährige Kollegin rausgeworfen, weil sie an Burnout erkrankt war. Ursache für den Burnout war, dass sie auf für sie ungeeignete Stellen versetzt und vermutlich gezielt ausgebrannt wurde. Das ist die gelebte Inklusion der Aktion Mensch. Auch soll der Versuch unterdrückt worden sein, der Gewerkschaft Verdi beizutreten.
Meines Erachtens hat sich die Aktion Mensch selbst überlebt: Den Laden gibt es nur noch, damit er sich selbst am Leben hält. Und wozu braucht man sie eigentlich noch? Die Sozialhelden machen mit deutlich weniger Ressourcen deutlich bessere Arbeit.
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