Warum Sahra Wagenknecht nicht aus der Linkspartei austritt

Man kann Sahra Wagenknecht viel nachsagen, aber eines ist sie ganz sicher: Eine Meisterin der Selbstinszenierung. Sie ist Bundestagsabgeordnete, war einmal Fraktionsvorsitzende und immerhin  hat sie eine Bewegung mitinitiiert, auch wenn Aufstehen sich inzwischen hingesetzt hat.
Wie Lafontaine ist Wagenknecht im Grunde eine One-Person-Show. Es wird immer suggeriert, diese oder jene Personen würden mit ihr sympatisieren. Und tatsächlich werden viele ihrer Positionen von großen Teilen der Linken geteilt. Aber ich glaube, das ist ihr im Grunde egal. Ein Großteil der Konflikte der Linken liegt nicht an sich in den Themen, sondern in den Nuancen und der Kommunikation nach außen. Viele Linke teilen im Grunde den Antiamerikanismus Wagenknechts und die Liebe für faschistoide Demokratieverächter wie Putin. Sie wollen das nur nicht laut sagen, weil das in der Tat unpopoulär wäre.
Warum folgt Wagenknecht also nicht dem Beispiel ihres Göttergatten Lafontaine und tritt aus der Linkspartei aus? Die Antwort ist relativ einfach: Sie braucht die Linkspartei als Resonanzraum. Kaum jemand würde sich für Wagenknecht und wie sie die Welt sieht interessieren, wenn sie außerhalb der Partei stände. Sie braucht diese selbstinszenierten Konflikte, weil sich sonst niemand für ihre Aussagen interessieren würde.
Wagenknecht hat außerhalb der Politik nie einen Job ausgeübt, niemand außer vielleicht eine der politischen Stiftungen würde sie anstellen. Sie ist noch recht jung und hat durch die Linkspartei noch Chancen, ein paar mal in den Bundestag gewählt zu werden. Für einen stinknormalen Bürojob ist ihr Ego zu groß und als Consultant wäre sie wohl einfach zu randständig. Nein, Wagenknecht braucht die Linkspartei. Ob die Linkspartei sie braucht, ist eine andere Frage. 

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