Was ist mit Sahra Wagenknecht passiert?

Sahra Wagenknecht war immer eine streitbare Persönlichkeit. Doch ist deutlich merkbar, dass sie in den letzten fünf bis zehn Jahren immer weiter nach rechts gedriftet ist. Und mittlerweile ist sie dort angekommen, sie würde heute besser in die AFD passen als in die Linke. Das gilt - ein wenig abgeschwächt - für ihre zahlreichen Anhänger in der Linkspartei. Was hat dazu geführt, dass sie heute im Bundestag und außerhalb Wahlkampfhilfe für die AfD macht?
Es gibt zwei zentrale Ereignisse in Wagenknechts Leben, die diese Entwicklung herbeigeführt haben dürften. Das erste war ihre Fehde mit der damaligen Parteichefin Katja Kipping. Beide stammen aus verschiedenen Flügeln der Linken, aber es scheint auch persönlich nicht funktioniert zu haben. Wagenknecht war damals Fraktionsvorsitzende zusammen mit dem überschätzten und uncharismatischen Dietmar Bartsch. Es ist die höchste Position, die Wagenknecht in ihrem Leben erreicht hat, es sei daran erinnert, dass sie innerhalb der Partei nie ein höheres und außerhalb gar kein Amt hatte.
Wagenknecht trat schließlich zurüc und begründete das mit Burnout. Es gilt als gesichert, dass ihre Bewegung "Aufstehen" vor allem ein Schamützel gegen die Parteispitze kipping/Rietzinger war. Wagenknecht hat damals alles verloren: Ihr politisches Amt, ihr Ansehen innerhalb der Bewegung, die sie aufgebaut und eingestürzt hat als wäre es eine Sandburg. Jemand mit einem großen Ego wie Wagenknecht muss das als große Demütigung wahrgenommen haben. Schließlich hätte sie durchaus Parteivorsitzende werden können - theoretisch. Praktisch ist Wagenknecht eine Intelektuelle, die Bücher schreiben, in Talkshows sitzen, Reden halten, aber keine Netzwerke knüpfen kann oder das Sitzfleisch für stundenlange Sitzungen hat. Sie gilt als eine der faulsten Bundestags-Abgeordneten der Linken.
Das zweite große Ereignis war die Beziehung mit Oskar Lafontaine. Genau betachtet gibt es hier verblüffende Parallelen. Auch Lafontaine galt als großes Talent mit noch größerem Ehrgeiz. Auch Lafontaine hatte eine Nemesis: Gerhard Schröder. Auch Lafontaine schmiß auf dem Zenit seiner Macht hin.
Genau genommen schmiß Lafontaine gleich zwei Mal hin: Bei der SPD und schließlich bei der von ihm mit gegründeten Linkspartei, bei der er nach und nach ausgebootet wurde, erst auf der Bundesebene, dann im Saarland. Man erkennt das Beledigte Leberwurst-Syndrom bei jemandem, der eine Woche vor der Wahl aus seiner Partei austritt.
Hier haben sich also zwei Riesen-Egos zusammengetan, die eine narzisstische Kränkung erlebt haben. Vermutlich steigern sie sich gegenseitig immer weiter in diese Kränkung hinein.
Natürlich leugnen das beide. Es ist natürlich immer Zufall, wenn sie gegen die Bundesregierung schießen, die Woke-Linke und ihre Kritiker. Sie sind wie kleine Kinder, denen jemand angeblich etwas Böses getan hat und versuchen nur noch, maximalen Schaden anzurichten. Unabhängig davon ist das natürlich eine schöne Einnahmequelle für Wagenknecht. Falls sie irgendwann mal den Bundestag verlässt, ist sie dank ihrer Bücher und Vorträge gut abgesichert. 

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