Gil Ofarim: Es tut mir leid für ihn
Wie ich vorausgesagt habe, hat der Fall Gil Ofarim eine Wende genommen. Vielmehr steht jetzt Gil Ofarim unter dem Verdacht, eine falsche Aussage gemacht zu haben. Gehen wir mal davon aus, dass dieser Verdacht der Staatsanwaltschaft berechtigt ist, natürlich sollte man das Ergebnis abwarten.
Man kann viel über Gil Ofarims Motive spekulieren. Möglicherweise lag hier kognitive Dissonanz vor, vielleicht glaubt er selbst, es sei so passiert, wie er es geschildert hat. Ich vermute aber, dass er sich selbst in eine ausweglose Situation gesteigert hat, angefangen bei dem Instangram-Video, welches er im Affekt aufgenommen hat. Leider wäre das nicht der erste Fall einer falschen Beschuldigung. Das heißt nicht, dass es nicht auch berechtigte Anklagen gibt. Generell leben wir in einer Shitstorm-Kultur und man sollte vielleicht Urteile abwarten, bevor man selbst urteilt.
Aus der Nummer kam er nicht mehr raus, als das Video zur Staatsaffäre wurde. Vielleicht war er selbst von der Welle überrascht, die er ausgelöst hatte. Man hätte Fragen gestellt, wenn er keine weiteren Schritte initiiert hätte.
Er ging dann den entscheidenden Schritt zu weit und erstattete Anzeige gegen den beschuldigten Mitarbeiter und die Hotelkette. Danach konnte er nicht mehr zurückrudern.
Er war sich wohl nicht bewusst, dass heute praktisch eine lückenlose Überwachung über Kameras stattfindet und er somit widerlegt werden konnte.
Meines Erachtens hat Ofarim der jüdischen Gemeinde in Deutschland und Minderheiten insgesamt einen großen Schaden zugefügt. Man mag ihm zubilligen, dass das Video im Affekt entstanden ist. Er hätte die bittere Pille schlucken und einen schrittweise Rückzug wagen können. Stattdessen hat er die Situation maximal und meines Erachtens böswillig eskaliert. Damit hat er viele Klagen wegen Diskriminierung oder sexueller Belästigung in den Schein der Unglaubwürdigkeit gebracht. DAs heißt natürlich nicht, dass es in Deutschland keinen Antisemitismus gibt, den gibt es, und zwar reichlich. Und viele Betroffene trauen sich nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ofarim wird insofern eher abschrecken.
Möglicherweise wird Ofarim ein Synonym für erfundene Vorwürfe der Diskriminierung. Damit hat er den Faschos der AfD, Pegida, den Querdenkern und was es da draußen noch an Idioten gibt in die Hände gespielt.
Dennoch tut er mir in gewisser Weise auch Leid. Er und seine Familie werden in den nächsten Wochen und Monaten erneut kübelweise Hass und Häme erleben und das hat niemand verdient. Es tut mir aber auch leid für diejenigen, die berechtigte Beschwerden vorbringen. Viele werden jetzt unter dem Generalverdacht stehen, gelogen zu haben.
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